Ein Lektorat bei freiberuflichen Lektor*innen kostet viel Geld. Je mehr an einem Manuskript zu tun oder je länger es ist, desto teurer wird es. Dennoch sollten alle Selfpublisher*innen, die professionell schreiben wollen, eins in Auftrag geben. Welche Aufgaben im Lektorat übernommen werden, hatte ich hier erklärt.
Wie können Schreibende dafür sorgen, dass der Preis für ein Lektorat günstiger ausfällt? Indem man bessere Manuskripte schreibt. Schön, aber wie erreicht man das?
Üben, üben, üben
Schreiben muss man lernen. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto besser wird man darin – wie das bei allen Tätigkeiten der Fall ist. Stephen Kings erster Ratschlag lautet, viel Belletristik zu lesen, insbesondere in dem Genre, in dem man selbst schreibt. Aber das allein reicht nicht. Man muss sich auch mit den Techniken des Schreibens auseinandersetzen, indem man Schreibratgeber liest und entsprechenden Websites und YouTube-Kanälen folgt. Und dann übt, es umzusetzen. Falls man das Geld und die Zeit hat, sind sie gewinnbringend in Fortbildungen und Studiengänge zum Schreiben investiert.
Das hört sich zwar nicht unbedingt günstig an, aber auf lange Sicht zahlt es sich aus. Entweder weil der Preis für das Lektorat sinkt oder weil im Lektorat für den selben Preis mehr Feinschliff gemacht werden kann.
Die erste Fassung ist fertig
Nachdem das Manuskript fertig ist, sollte man es einige Wochen weglegen und danach mit Distanz noch einmal durchlesen und überarbeiten. Wenn euch der Text fremd erscheint, habt ihr den nötigen Abstand. Jetzt werdet ihr selbst schon einige Patzer bemerken und es wird euch leichter fallen, liebgewonnene Szenen zu streichen, die aber keine Bedeutung für die Geschichte haben.
Danach sollte man das Ganze an einige Personen geben und um eine Rückmeldung bitten. Diese sollten folgende Kriterien erfüllen:
- Sie werden ehrlich ihre Meinung sagen, auch wenn die Kritik unangenehm ist.
- Sie sind begeisterte Leser*innen – am besten des Genres, in dem ihr schreibt – und haben deswegen Ahnung von guter und schlechter Literatur.
- Noch besser ist es, wenn sie sich mit dem Thema auskennen, um das es geht: Demenz, Quantencomputer, die erfolglose Monmouth Rebellion von 1685.
Testleser*innen findet man auch im Internet, z. B. auf lovelybooks oder Facebook. Ihr Feedback nutzt ihr, um euer Manuskript weiter zu verbessern, bevor ihr es in ein professionelles Lektorat gebt.
Ein teilweises Lektorat
Einige Lektor*innen machen Probelektorate von ein paar Seiten oder geben euch zumindest Tipps, nachdem sie in euer Manuskript geschaut haben. Was ihr dadurch lernt, könnt ihr schon vor dem Lektorat umsetzen, nicht nur auf den Probeseiten, sondern im gesamten Text.
Eine andere Möglichkeit ist, nur ein Lektorat der ersten Kapitel (ca. 50 Seiten) in Auftrag zu geben. Was euch dort geraten wird, wendet ihr ebenso auf das ganze Manuskript an … und auf alle folgenden. Die Lösung bietet sich an, wenn ihr nicht ausreichend Geld für ein komplettes Lektorat habt. Dafür müsst ihr dann selbst mehr Arbeit hineinstecken. Andererseits übt ihr dann gleich wieder (s. o.), was dazu führt, dass das nächste Lektorat günstiger wird. 😉
Die Suche nach einer Lektorin/einem Lektor
Mir und auch vielen Kolleg*innen passiert es immer wieder, dass die Frage kommt, ob man direkt anfangen könne. Das kann klappen, Leerlauf kommt vor. Andererseits ist es möglich, dass ich für die nächsten zwei oder sechs Monate ausgebucht bin. Oder dass ich aus verschiedenen Gründen nicht die richtige Lektorin bin, z. B. weil ich keine Thriller annehme. Es ist daher sinnvoll, sich frühzeitig auf die Suche nach einer Lektorin oder einem Lektor zu begeben. Ihr findet uns z. B. über die Datenbank des VFLL oder indem ihr eine Anfrage über unsere Mailingliste stellt oder auf lektorat.de.
Egal, wer sich am Ende eures Manuskripts annimmt, wir sind alle glücklich, wenn wir eins auf hohem qualitativen Niveau erhalten und uns größtenteils nur um Feinschliff zu kümmern brauchen. Und ihr seid glücklich, weil das Lektorat günstiger ist, als erwartet.
Bessere Manuskripte schreiben durch
Allgemeine Schreibratgeber
Roy Peter Clarke: Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben
Sylvia Englert: So lektorieren Sie Ihre Texte. Verbessern durch Überarbeiten
Stephen King: Das Leben und das Schreiben
Sol Stein: Über das Schreiben
Außerdem existieren viele Ratgeber zu speziellen Themen wie Spannung, Erzählperspektive, Charaktere, Story Structure, bildhaftem Schreiben etc.
Das Internet ist wenig überraschend eine Fundgrube. Hier aus einem unermesslich großen Angebot vier Links:
Helping writers becoming authors von K. M. Weiland
Schriftzeit von Stephan Waldscheidt
Vom Schreiben leben von Annika Bühnemann
Writers helping writers von Angela und Becca
und ein Extra: Die genannten Websiten sind bereits bekannte, vielgelesene Seiten. Daneben gibt es aber auch viele (noch) kleine, ebenfalls gute Blogs, wie den meiner Kollegin Nina Firl.
Fortbildungen und Studiengänge
Akademie für Autoren
Textmanufaktur
VFLL