„Bis wir uns fanden. Japans erstes schwules Ehepaar“

Cover des Mangas "Bis wir uns fanden. Japans erstes schwules Ehepaar", das zwei sich umarmende Männer zeigt.Lange glaubte Ryousuke Nanasaki, es müsse eine Strafe sein, dass er schwul geboren war. Das schreibt er zu Beginn des autobiografischen Mangas „Bis wir uns fanden. Japans erstes schwules Ehepaar“ (erschienen 2022 bei HAYABUSA, einem Carlsen Imprint). Es war ein langer Weg, bis er sich akzeptieren konnte, wie er war. Von diesem Weg erzählt er in dem gleichnamigen Roman als auch in dem darauf basierenden Manga, den ich gelesen habe.

Für seine angeblich feminine Art wird Ryousuke Nanasaki schon als Kind gehänselt und als Jugendlicher als Schwuchtel bezeichnet. Mit aller Macht versucht er, ein „echter“ Junge zu sein. Aber dann verliebt er sich in seinen besten Freund und kann die Augen nicht mehr davor verschließen, dass er sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt.

Offen spricht der Autor über schmerzhafte Erfahrungen, peinliche Momente, durch sein „Anderssein“ ausgelöste Depressionen, Versuche, sich in Frauen zu verlieben und das jahrelange Schweigen über seine Homosexualität. Wir dürfen aber auch an den schönen Momenten teilhaben: seinem Coming-out, der Unterstützung, die er in seinem Tokioer Freundeskreis erhält, Datingerfahrungen und Beziehungen und seiner Hochzeit. Denn 2016 heiraten sein Partner und er und sind damit die ersten, die in Japan eine religiös anerkannte gleichgeschlechtliche Ehe eingehen.

„Bis wir uns fanden. Japans erstes schwules Ehepaar“ ist ein Manga, der mich sehr berührt hat. Er hat mir Einblicke in das Leben von jemandem ermöglicht, der Diskriminierung erfahren hat, die ich als heterosexuelle Frau nie erfahren werde. Wie es ist, wenn man sich rund um die Uhr verstellen muss. Wie es ist, mit der ständigen Angst vor Zurückweisung aufgrund der sexuellen Orientierung zu leben. Wie es ist, deshalb reelle Zurückweisung zu erleben. Umso schöner, dass es für den Autor ein Happy End gab.

Ryousuke Nanasaki wurde 1987 in Sapporo in der Präfektur Hokkaido geboren und lebt heute in Tokio. Er ist ein bekannter japanischer LGBT-Aktivist und gründete 2015 eine Hochzeitsagentur für homosexuelle Paare.

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