Im letzten Beitrag habe ich erklärt, was Begleitsätze zur wörtlichen Rede sind und welche es davon gibt. Heute mache ich mit den Begleitsätzen weiter, die man vermeiden sollte: den Lückenfüllersätzen, Aufmerksamkeit heischenden Begleitsätzen und solchen, die die Aussage der wörtlichen Rede wiederholen. Wie man erkennt, ob es sich um solche Sätze handelt, und warum man sie vermeiden sollte, erfahrt ihr jetzt.
Lückenfüllersätze
Was mir immer wieder auffällt – in Manuskripten, die ich bearbeite, aber auch in veröffentlichten Büchern – sind Begleitsätze wie:
„Lorem ipsum dolor sit amet“, sagte er, ohne sie anzuschauen.
Sie musterte ihn, sah weg, schaute ihn wieder an. „Consectetur adipisici elit.“
Er wich ihrem Blick aus. „Sed eiusmod tempor incidunt ut labore.“
Ihre Blicke trafen sich, bevor er zu Boden schaute.
Beliebt sind auch: nickte sie, er schüttelte den Kopf, sie ballte die Hände zu Fäusten, er zog die Schultern/Augenbrauen hoch, sie lächelte, er verschränkte die Arme.
Diese Sätze können ihre Berechtigung haben. Wenn jemand permanent Blickkontakt ausweicht, vermuten wir, dass er etwas zu verbergen hat. Dann wäre es allerdings kein Lückenfüllersatz mehr, weil es uns etwas über die Person verrät und Spannung aufbaut: Lügt sie? Wenn ja, warum? Oder scheut sie nur Blickkontakt?
Auch gegen Rumo nickte ist erst einmal nichts einzuwenden. Die Begleitsätze sollen schließlich nicht zu sehr vom Dialog ablenken. Was aus meiner Sicht aber gar nicht geht, ist: „Oh ja!“ Rumo nickte. Darauf komme ich gleich zurück.
Ihr habt vielleicht schon gemerkt, warum Sätze wie er presste die Lippen zusammen, sie lächelte, er runzelte die Stirn langweilig sind. Es handelt sich um Gestik und Mimik, die wir hundertfach verwenden. Daher fallen sie einem direkt ein, wenn man überlegt, was man Charaktere tun lassen könnte. Das wiederum bedeutet, dass sie abgenutzt sind und keine ausdrucksstarken Bilder beim Lesen erzeugen. Sie eignen sich nicht, um das Charakteristische eines Protagonisten zu zeigen, weil wir alle diese Gesten verwenden. Sie eignen sich weder um die Handlung voranzutreiben noch um Spannung aufzubauen.
Das Aneinanderreihen solcher Sätze – statt ein vereinzeltes Auftreten – spricht dafür, dass die Schreibenden wissen, dass man Dialoge auflockert, aber nicht wie man das macht. Deshalb nenne ich diese Sätze Lückenfüller: Man entscheidet sich für das, was einem als Erstes in den Sinn kommt. Aber das Erste ist nicht das Beste, es füllt nur eine Lücke.
Aufmerksamkeit heischende Begleitsätze
Das sind Begleitsätze, die gelehrt daherkommen:
„Das ist aber aufschlußreich“, konstatierte der vigilante Anwalt eloquent.
„Was sollte das denn?“, begehrte seine Lebensabschnittspartnerin zu wissen.
„Und dadurch fingen die Vorhänge Feuer“, rekonstruierte Herr Schneider mit analytischem Instinkt zielsicher den Unfallhergang.
Diese Begleitsätze sind oft umständlich, mit Fremdwörtern und gehobenen Ausdrücken gespickt und lenken die Aufmerksamkeit auf sich. Statt den üblichen Verben sagen, fragen oder antworten stehen möglichst ungewöhnliche wie resümieren, elaborieren oder echauffieren.
Begleitsätze sollen die wörtliche Rede unterstützen, aber nicht die Aufmerksamkeit an sich reißen. Abgesehen davon reißen sie aus dem Lesefluss, weil man sich fragt: „Soll ich vigilant1aufmerksam jetzt nachschlagen oder ignoriere ich das einfach?“ Diese Begleitsätze wirken meist zu bombastisch für die wörtliche Rede, zu der sie gehören.
Verwenden kann man sie dagegen, wenn der Erzähler sich über jemanden lustig machen will:
„Das war blöd“, erhellte Lisa uns mit ihrer Weisheit.
Aber auch das verliert seine Wirkung, wenn es zu häufig eingesetzt wird.
Die Aussage der wörtlichen Rede wiederholende Begleitsätze
Manche Autor*innen scheinen zu befürchten, dass ihren Leser*innen die Bedeutung der wörtlichen Rede entgehen könnte. Um auf Nummer sicher zu gehen, schreiben sie einen Begleitsatz, der die Aussage noch einmal erläutert.
„Danke“, erwiderte sie mit einem dankbaren Blick.
Georgette Heyer: Heiratsmarkt
Oder:
„Nieder mit dem Kapitalismus!“ Birtes leidenschaftlicher Aufruf machte ihre politische Ansicht nur allzu deutlich.
Und was ist mit: „Oh ja!“ Rumo nickte.
Weil diese Doppelung unnötig ist, wir aber wissen wollen, wie Rumo auf Smeiks Frage reagiert, hat Walter Moers stattdessen klugerweise nur Rumo nickte geschrieben.
Die wörtliche Rede sollte eindeutig sein. Und wenn sie eindeutig ist, bedarf sie keiner Wiederholung im Begleitsatz. Denn diese ist dann nicht nur unnötig, sondern ruft auch Langeweile hervor. Wir bekommen schließlich etwas noch einmal präsentiert, was wir bereits wissen.
Fallen euch noch andere Arten von Begleitsätzen zur wörtlichen Rede ein, die man vermeiden sollte?
Ihr habt den ersten Teil verpasst? Dann klickt hier:
Im dritten Teil geht es mit den Begleitsätzen weiter, die Dialoge bereichern.